Posts mit dem Label Indonesien werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Indonesien werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Donnerstag, 4. Oktober 2012

Keine Macht der Ohnmacht und dem Machtrausch

Es war nachdem wir auf mysteriöse Weise aus unserem Haus in Bali weggebracht wurden. Von diesen australischen Hollywood Akteuren, mit denen ich evtl. irgendwann später noch abrechnen werde. Vielleicht aber auch nicht. Vielleicht werde ich diese Akteure auch einfach ausspucken, in hohem Bogen. (als Kind war ich die weltbeste im Kirschkernehochundweitausspucken)

Ich fand mich in dieser schäbigen Hütte, einer dieser Akteure wieder. Und wie durch einen Bann, gelang es mir nicht mehr, von dort fortzukommen. Bis eines Tages ein Indonesier mit einem Motorrad aufkreuzte, der dort irgendetwas zu verhandeln hatte. Ich bat ihn, mich und mein Kind von dort fortzubringen. Und so brachte uns der Mann dann in Papa Yulis Haus, wo wir Asyl fanden. Papa Yuli war ein weiser und liebevoller Großvater, der eine bezaubernde Frau und viele Kinder und Enkelkinder hatte. Und auch Zimmer an Arbeiter aus ganz Indonesien vermietete.

Der Spuk hatte aber sein Ende noch nicht gefunden, denn wir wurden auf Schritt und Tritt belauert und verfolgt. So kam es dann, dass ich die letzten 3 malayischen Goldringe, die ich noch aus unserem Geschäft in der Tasche hatte, am Strand gegen ein Set Pfeil und Bogen aus Papua Neuguinea eintauschte. Und als da wieder so eine schwarze Limousine hinter uns her schlich, stellte ich mich kurzerhand vor den Wagen, richtete den Pfeil auf den Fahrer und fragte ihn, was zum Teufel er von uns wolle. Der Mann fing an zu zittern und zu schimpfen: „They will kill you, they will kill you and your daughter!“

Bevor mich dann der Machtrausch ergriff, legte ich Pfeil und Bogen nieder und weinte.
Time's Arrow by The Shortwave Radio Front

Sonntag, 15. Juli 2012

Flut

Wenn ich den ganzen Spuk nochmal versuche zu rekapitulieren, wäre vermutlich jener Zeitpunkt als Wendepunkt auszumachen, als ich mich in meinem jugendlichen Border-Leichtsinn gegen diese Taxeintreiber viel zu lautstark zu Wort meldete, und das dort, wo ich ja nunmal überhaupt gar nix zu melden hatte. Sie kamen wöchentlich in unserer kleinen Bucht vorbei und sammelten die Steuern ein. Nun war es aber so, dass diese kleine Bucht und das Haus meiner Gastfamilie massiv von den hereinbrechnden Meeresfluten bedroht war. Der kleine Hügel auf welchem das Haus stand war schon derart unterspült, dass es nur noch eine Frage der Zeit war, bis er vom Meer ganz abgetragen sein sollte (was tragischerweise auch mittlerweile geschehen ist!) Eine der Hauptursachen hierfür war das Korallensterben vor der Küste, ohne deren Schutz die Wellen mit voller Wucht ins Land hereinbrachen. Es musste also dringend ein Schútzwall gebaut werden und dafür fehlte der Familie das Geld. Und genau das war es auch, was  ich den Taxeintreibern ungefragt an den Kopf warf, nämlich dass hier bald kein Mensch mehr die Chance hätte, irgendwelche Steuern zu bezahlen und Gefahr im Verzug bestünde. Woraufhin dann meine Name in deren Buch notiert und das Problem weiterhin ignoriert wurde.

Ich schickte also einen Spendenauffruf nach Deutschland und nur wenige Wochen später erhielten wir rund 500 DMark, was für indonesische Verhältnisse schon ein irrsinniger Batzen an Kohle bedeutete. Wir kauften also Steine und Zement und bauten einen, auf lange Sicht aber leider doch recht hilflosen Schutzwall.

Von nun an stand ich unter verschärfter Beobachtung, was mir allerdings erst viel später bewusst wurde, zumal ich mich auch noch darüber echauffiert hatte, dass in so gut wie jedem Haus hier die Portraits der indonesischen Zentralregenten aus Jakarta an der Wand hingen,während die Herren sich selbst doch überhaupt kein Bild von den Menschen im Land und ihrer Not machten.

Seit diesem Tag bakam dann wohl ein anderer Scriptschreiber den Aufrtrag für mein Drehbuch, was ich vor allem daran erkannte, dass plötzlich sehr seltsame Figuren wie aus dem Nichts in unserem Dorf auftauchten und mir meinen schönen Film versauten. Bzw. war natürlich ich selbst es, die sich den Film versauen ließ, denn, wie so so oft, wollte ich es mal viel zu genau wissen und wäre wohl besser gefahren, die gespenstischen Interventionen nun meinerseits einfach zu ignorieren. So erhielten hier, von wem auch immer orchestriert, u. a. ein Paar australische Sunnyboys und ein -Girl ihren hollywoodreifen Auftritt, auf welchen ich heute aber nicht weiter eingehen werde und kann - an diesem Part beiße ich mir nämlich schon seit jahrzehnten die Zähne aus, genauer gesagt beginnt hier meine eigentliche Schreibblockade, derertwegen mein Roman auch bis heute noch nicht von mir fertiggestellt werden konnte.


Land down Under by Big Yellow Mother

Donnerstag, 12. Juli 2012

Lasst sie sterben!

"If you don`t leave this country within 24 hours, we will put you in our Concentration Camp"  

So lautete die finale Ansage an mich, als wieder einmal mein indonesisches Visum abgelaufen war -  ich lag nur ein paar Stunden über der Zeit, weil ich noch auf ein Papier wartete, welches mich als ehrenwerte Person verbriefte, die niemanden im Land auf der Tasche zu liegen beabsichtige und die hier als Gast der Dorfgemeischaft,  einfach nur ein einfaches Leben unter ihresgleichen suchte.  Die mitgebrachten Ersparnisse und das kleine Erbe wurde redlich geteilt und in ein kleines, kooperatives Geschäft investiert und reichte gerade so für ein kleine Hütte und ein paar Früchte und eine Topf Reis am Tag. Mehr braucht der Mensch hier nicht.

Alles wäre natürlich anders gekommen, wäre das damals mit dem Zöllner nicht passiert. Dann hätte ich die Unterlagen rechtzeitig einreichen können.

Aber es kam eben alles ganz anders. Nach meinem großen Walk without shoes durch George Town, und meilenweit entfernt von unserer kleinen Herberge in der "Love Lane" wurde ich von der Polizei aufgegriffen und hätte da nicht dieser Unbekannte den Wagen gestoppt und mich und mein Kind aus der Gewalt der gar nicht freundlichen Beamten befreit und in ein Krankenhaus gebracht, es wäre noch wesentlich übler für uns ausgegangen.

Aber gut, das sind so ganz persönliche Geschichten, ohne weltpolitische Relevanz, die keinen groß zu interessieren brauchen. Man schreibt sowas halt mal eben kurz in sein Tagebuch und sich von der Seele. Wesentlich relevanter für die Menschheit, kommt da schon diese Aussage daher:

So äußerte sich etwa Heinz Marzi, bis Ende 2010 Geschäftsführer des „Bundesverbandes der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie“ (BDSV): „Mit einem zurückgehenden nationalen Budget werden für die deutsche wehrtechnische Industrie die Exporte ihrer Produkte zunehmend immer wichtiger und notwendiger.“ Sein Nachfolger beim BDSV, Christian-Peter Prinz zu Waldeck, erklärt die Ausweitung der Exporttätigkeiten sogar zu einer existenziellen Frage: „Es ist eine Frage des Überlebens: Wollen wir diese Industrie erhalten oder wollen wir sie nicht erhalten.“ Ohne falsche Scheu wendet sich der BDSV dabei an die Politik und fordern Unterstützung für dieses Ansinnen ein: „Angesichts der unterschiedlichen Rahmenbedingungen in den europäischen Mitgliedsstaaten ist beim Export Unterstützung durch die Politik und die Begleitung der Industrie durch die Amtsseite unverzichtbar.“ (IMI-Studie 2012/08, S. 50) 
Gefordert, getan: So winkte die Bundesregierung u.a. die Lieferung von 200 Leopard-2-Panzern – mit Räumschild gegen Demonstranten aufgepeppt – an Saudi Arabien trotz heftiger Proteste durch (IMI-Standpunkt 2011/35). Nun scheint ein ähnlicher Deal für Indonesien anzustehen, wie der Tagesspiegel (10.07.2012) unter Berufung auf die “Jakarta Post” meldete. Die indonesische Regierung wolle bis zu 100 gebrauchte Kampfpanzer vom Typ Leopard 2A6 kaufen, die ersten sollen scheinbar bereits im Oktober ausgeliefert werden. Ein Schelm, wenn die mit viel Pomp angetretene Indonesien-Reise von Bundeskanzlerin Angela Merkel auch dazu hat dienen sollen, diesen Deal in trockene Tücher zu bringen. http://www.imi-online.de/2012/07/11/indonesien-panzerdeal/

 

Ich würde sagen und ich sage: NEIN, wie wollen diese Scheißindustrie NICHT erhalten. Wir wollen sie sterben sehen! Wir wollen in Frieden mit unseren Mitmenschen leben, wir wollen ein solidarisches, freundliches Miteinanander, ein Leben in bunter Vielfalt, wir wollen, dass alle Menschen überall auf der Welt in Frieden leben können, wir wollen dass alle Menschen Zugang zu sauberem Trinkwasser und über genügend Reis und Kartoffeln  und was Mensch eben noch so zum Leben braucht, verfügen können, wir wollen, dass jeder ein Dach über dem Kopf hat und sauber Energie ...

Was der Mensch nun überhaupt nicht braucht, ist diese Scheiß Killerindustrie der Herren Marzi und dieses total durchgeknallten Prinzen zu Waldeck!


Gamelan factory by itsdjwilly

Freitag, 6. Juli 2012

Als ich einmal versehentlich einen Zöllner bestochen habe...

...das war annodazumal,  als ich nach Ablauf meines Visums aus Indonesien ausreisen musste, um kurz darauf dann von Malaysia wieder mit einem neuen Stempel einreisen zu können. Ich gab dem Zöllner meinen Pass, den er durchblätterte und mich dann bat, mit ihm im Hinterzimmer Platz zu nehmen. Er fragte mich ob ich ihm irgendetwas zu sagen hätte und als ich dies verneinte, wollte er wissen, was ich denn nun in Malaysia zu tun hätte u. wo genau ich beabsichtigen würde, mich dort aufzuhalten etc, ppp... Er runzelte die Stirn und wir saßen noch eine Weile schweigend am Tisch, bis er mich dann schließlich sichtlich verwirrt wieder aus dem Zimmer entließ.

Ich wunderte mich noch eine Weile über dieses merkwürdige Stelldichein, bestieg dann aber das kleine Propellerflugzeug und setzte meine Reise fort. Als ich dann in Malaysia ankam, fiel es mir wie Sternschnuppen vor die Augen: Wie blöde kann eine wie ich sein! Ich hatte meinen letzten 500-Markschein (oder waren es Dollar? Ich kann mich nicht mehr erinnern, ist aber auch egal, denn das Geld war weg) in meinen Pass gesteckt und an der Pforte abgegeben!

 (C) Peter Loud*

Was dann geschah war in etwas das, was in meinem letzten Post von der Mixed Company besungen wird. Nur dass es eben nicht Memphis war, wo wir walkten, sondern George Town, Penang in Malaysia. Und das ganz ohne Laufschuhe, barfuß, unsere Schuhe hatten wir ("wir" meint meine älteste u. damals noch ganz kleine Tochter und ich) irgendwo unterwegs einfach ausgezogen und stehen lassen. (besagte Laufschuhe brauchte und ergamblete ich mir erst Jahre später und  für eine ganz andere Reise, nämlich die nach New York)

So war das, damals auf dem Weg über die Grenze. Völlig mittellos und fern der Heimat landeten wir in einer ganz neuen, uns bis dato gänzlich unbekannten Realität. Wir fanden sogar ein kleines Hotel, das uns so wie wir waren, barfuß und ohne Geld, aufnahm. Es lag in einer kleinen Seitenstraße mit dem schönen Namen "Love Lane". Und es war tatsächlich so, als hätte man uns dort schon freudig erwartet. Und eine Frau Namens Alice, war auch unter den Gästen.



*das Bild ist von Peter Loud, mit dem mich, seit ich es Jahre später im Netz gesichtet habe und ihn daraufhin anmailte, eine nette Brieffreundschaft verbindet

  Alice in Wonderland by JohnBlake