Ja, ich gebe zu, heute ist ein schwarzer Tag. Und ich habe keine Ahnung, ob ich diese Korrespondenz mit Dir wirklich fortsetzen möchte.
Donnerstag, 18. Oktober 2012
Liebe Kitty
Eigentlich gibt es doch nichts
perverseres, als diese Briefe, die wir uns hier schreiben. Während
wir darauf warten, dass sie uns endlich abholen und uns den Gar
ausmachen. Stell Dir nur mal vor, wer das dann alles lesen und seinen
geschmacklosen Senf darüber schmieren wird. Womöglich werden sie
unsere Korrespondenz noch irgendwo analysieren, archivieren und für
die Nachwelt als Zeitdokumente erhalten wollen. Sie, die tatenlos
zusahen und noch Gefallen dran fanden, als wir abgeführt wurden. Als
sie uns die Kleider vom Leibe rissen, den Strick um den Hals legten
und uns auf dem Marktplatz erhängt haben. Genau diese werden dann, nach
unserer Verweseung, unsere Korrespondenz kommentieren, analysieren
und als Zeitdokumente in Glaskästen stecken und in ihrem Museum
ausstellen. Oder sie werden sagen, wir hätten uns selbst erhängt. Wir wären freiwillig auf den Marktplatz gegangen, hätten uns vor allen Menschen entblößt, wären auf die Leiter gestiegen, hätten uns die Schlinge um den Hals gelegt wären dann abgesprungen. Knax. Und Aus.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen